Selbst­bau­ex­pe­ri­ment Wohn­re­gal

Die Wieder­ent­deck­ung der Genossenschaften

Auf einer Baulücke inmitten der Stadt wurde die Idee der Selbsthilfe im Wohnungsneubau in Form des Wohnregals als Gegenentwurf zum Eigenheim im Grünen entwickelt. Statt in die Vororte zu ziehen, sollten die Bewohner in ihrem Viertel bleiben und die Innenstadt als urbanen und sozial vielschichtigen Wohnort stärken. Das Projekt wurde ein Modellfall der IBAIBA Internationale Bauausstellung Berlin und des städtischen Wohnungsbaus.

In dem sogenannten Wohnregal wurden 12 einzelne Wohnungen wie Häuser regelrecht aufeinander gestapelt. Das Gerüst für dieses Regal entstand aus Betonfertigteilen und Holz, eine moderne, robuste und preisgünstige Lösung. Die Wohnungen wurden anschließend wie Regalfächer in das Gerüst hineingebaut. Auf diese Art und Weise holte man nicht nur das Reihenhaus in die Innenstadt, sondern interpretierte es auch als Wohnungstypus neu.

Zur Finanzierung griffen die Bewohner auf die Tradition der Genossenschaft zurück und gründeten 1984 die Selbstbaugenossenschaft Berlin e.G., die auch Eigentümerin der Wohnungen war. Sie war die erste Wohnungsbaugenossenschaft für ein gemeinschaftliches Neubauprojekt nach 1945.

Die künftigen Bewohner, die zugleich Genossenschaftsmitglieder und Bauherren waren, beteiligten sich nicht nur an der Planung, sondern nahmen den individuellen Ausbau auch selbst in die Hand. Der Selbstausbau gehörte zum festen Bestandteil der Finanzierung und senkte die Gesamtkosten erheblich. Im Ergebnis hatte jede der meist zweigeschossigen Einheiten eine andere Raumaufteilung.

Das Wohnregal in der Admiralstraße war ein gewagtes Experiment, die Bauzeit verzögerte sich. Zudem gab es Auseinandersetzungen über den Entwurf und die Finanzierung. 1986 fertig gestellt, war es eines der Selbstbauprojekte der IBA Berlin. Bis heute gilt es als Vorbild für Architekten, Baupolitiker und Baugruppen.

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