Weißenhof­sied­lung Stuttgart

Zeugnis Neuen Bauens

1907 riefen 12 Künstler und 12 Industrielle dazu auf, den deutschen Werkbund zu gründen. Durch die Zusammenarbeit von Kunst, Industrie und Handwerk sollten die Qualität deutscher Produkte und ihr Ansehen im Ausland gesteigert werden. Mit dem umfassenden Gestaltungsanspruch „vom Sofakissen bis zum Städtebau“ wurde der Deutsche Werkbund zu einer kulturellen Instanz, die die Geschmacksbildung in allen Bereichen des Lebens zu fördern und zu prägen suchte.

Die Stuttgarter Weißenhofsiedlung ist eines der bedeutendsten Zeugnisse des Neuen Bauens. Als Bauausstellung mit dem Titel „Die Wohnung“ präsentierte sie 1927 erstmals national und international die vom Deutschen Werkbund postulierten und geförderten neuen Formen des Wohnens. An der Ausstellung beteiligten sich 17 Architekten aus verschiedenen Ländern. Dazu gehörten Le Corbusier, Gropius und Scharoun. Damals waren sie nur in Kreisen der internationalen Avantgarde bekannt – heute zählen sie zu den bedeutendsten Meistern der modernen Architektur. Unter der künstlerischen Leitung von Ludwig Mies van der Rohe schufen sie ein mustergültiges Wohnprogramm für den modernen Großstadtmenschen. Es entstanden 21 Musterhäuser.

Die Bauausstellung Weißenhofsiedlung zeigt die damals aktuelle Entwicklung der Architektur und des Wohnungsbaus. Ein formaler Zusammenhang wurde durch die grundsätzlich ähnlichen Architekturauffassungen der mitwirkenden Architekten und die Vorgabe der „revolutionären“ Flachdächer erreicht. Schmuck- und ornamentlos repräsentierte die kubische Architektur der Weißenhofsiedlung die Baukunst der Moderne. 50.000 Menschen besuchten seinerzeit die Ausstellung. Die Siedlung polarisiert: aufgeschlossene gegen konservative Kräfte, Flachdach gegen Satteldach, Moderne gegen Tradition.

Die Weißenhofsiedlung gilt bis heute als gebautes Manifest für ein modernes und offenes Lebensgefühl und ragt als Prototyp aus den Bauausstellungen des 20. Jahrhunderts hervor.

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